Die Unwort-Jury, die sich bereits vor einigen Jahren mit der Kür von “Humankapital” zum Unwort des Jahres blamierte, hat wieder einen echten Heuler rausgelassen: Unwort des Jahres 2008 ist die Formulierung “notleidende Banken”, denn: "Sie stellt das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise rundweg auf den Kopf. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssen, werden die Banken mit ihrer Finanzpolitik,durch die die Krise verursacht wurde, zu Opfern stilisiert."
Leider hat der Umstand, ob jemand etwas verursacht hat, nichts damit zu tun, ob er an diesem leidet. Wenn ich mein Erbe versaufe und mir deshalb nichts mehr zu essen kaufen kann, leide ich Not. Dass ich an meinem Hunger selbst schuld bin ist davon vollkommen unabhängig.
Man kann sich aber schon vorstellen, wie die Wahl zustande kam: Notleidende, das sind die Armen, Guten. Banken sind bekanntlich böse. Ergo ist “notleidende Banken” a) Quatsch und b) kapitalistische Propaganda.
Es ist beeindruckend, wie weit verbreitet schlichte Weltbilder selbst unter zumindest formal gebildeten Leuten sind.
Das Ganze mal davon abgesehen, dass die Formulierung 2008 kaum verwendet wurde: Die Google-Suche nach "notleidende Banken" -unwort ergibt "ungefähr 6.840 Treffer".
The American Left's Authoritarian Turn
5 years ago
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