Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt, eine teilfiktive Doppelbiographie von Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt ist ein humorvolles, in tadellosem Deutsch abgefasstes und fast immer kurzweiliges Buch (7/10). Das erklärt freilich nicht seinen Erfolg. In einem Interview gibt der Autor zunächst an, "überhaupt keine Erklärung" dafür zu haben und verweist dann noch auf die Beliebheit des Romans bei Landvermessern. Tyler Cowen meint:Geschichten wisse er keine, sagte Humboldt und schob seinen Hut zurecht, den der Affe umgedreht hatte. Auch möge er das Erzählen nicht. Aber er könne das schönste deutsche Gedicht vortragen, frei ins Spanische übersetzt. Oberhalb aller Bergspiten sei es still, in den Bäumen kein Wind zu fühlen, auch die Vögel seien ruhig, und bald werde man tot sein.
Alle sahen ihn an.
Fertig, sagte Humboldt.
Ja wie, fragte Bondpland.
A best-seller and critical rave in Germany, but it is dull. Did it succeed because Germans are overreacting to a "normal" (read: non-Nazi) novel about their history?Die These scheitert freilich daran, dass es auf dem nicht umfangarmen deutschen Buchmarkt zahlreiche nazifreie Romane über die deutsche Geschichte zu erwerben gibt, die keineswegs alle so erfolgreich sind wie Kehlmanns Buch.
Hier der wahre Grund: Die Vermessung der Welt kommt einerseits als schwer intellektuelles Buch daher - Gauß! Humboldt! - ist andererseits aber lediglich eine Anekdötchensammlung, die leichter zu lesen ist als ein Thriller von Dan Brown. Nicht abwegig wäre es daher, jemanden, der sich in der U-Bahn mit Kehlmanns Buch zeigt, zu vergleichen mit einem Pfau, der einen äußerst elaborierten Schwanz präsentiert, welcher sich jedoch bei näher Betrachtung als Hologramm herausstellt, dessen Betrieb keinerlei Energie erfordert.
Endlich einmal ein Fall, in dem das Wort "pseudointellektuell" passt.
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