05/08/2010

Letztlich gelesen

Haruki Murakami: Tanz mit dem Schafsmann Die Fortsetzung von Wilde Schafsjagd, die wunderliche Begebenheiten, junge Mädchen und überhaupt alles enthält, was ein Murakamiroman braucht, ist ein weiteres Beispiel für die Regel, dass der zweite Teil meist schwächer als der erste ist. (7)

Stieg Larsson: Verdammnis Stilistisch mäßig, aber gekonnt geplottet. Flach, aber unterhaltsam. Dick, aber schnell gelesen. (7)

Franz Kafka: Das Schloß Langeweile, Ereignislosigkeit und Stillstand ausführlich so darzustellen, dass der Text selbst nicht langweilig wird, ist die vielleicht größte Herausforderung, die es in der Literatur gibt (s. früherer Post). Das Schloß handelt davon, dass der Protagonist über dreihundert eng bedruckte Seiten lang aus auf die Dauer etwas monoton werdenden Gründen - SPOILER! - erfolglos versucht, ins Schloß zu kommen. Dazu kommt, dass Kafkas Stil zwar auf einfache Weise sehr elegant, aber eben etwas schmucklos ist. Zur Auflockerung des Buches alle fünf Seiten eine Explosion, eine Attacke feindlich gesinnter Außerirdischer o.ä. - das hätte vielleicht geholfen. (Für den eiligen Leser habe ich hier ein Zitat, dass den Roman eigentlich super zusammenfasst.) (5,5)

Rocko Schamoni: Sternstunden der Bedeutungslosigkeit Der plotarme Text zur Feelgood-Trias Arbeitslosigkeit, Depression, Alkohol macht stilistische Schwächen durch Themenkenntnis wett. (6,5)

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker Dürrenmatts Kriminalromänchen besticht weniger durch Spannung denn durch eine zumindest mir sehr angenehme schweizerische Fünfziger-Jahre-Gemütlichkeit. (7)

Robert Schneider: Schlafes Bruder Der offensichtlich von Patrick Süskinds Parfüm inspirierte Kurzroman ist stilistisch ab und an etwas zu bemüt urwüchsig-unmodern, unterhält aber durch flotten Fortgang der Handlung in einem zumindest in den von mir gelesenen Büchern nicht häufig behandelten Milieu. Brauchen wir mehr Bücher über Bergbauern? (6,5)

Philippe Djian: Doggy Bag Eins Liebe, Intrigen, Gebrauchtwagen. Irgendwo im Niemandsland zwischen der angestrebten "Soap im Roman-Format" (was für eine Kackidee!) und den Büchern, die Djian in den Achtzigern zu Recht zu dem machten, was man heute einen Kultautor nennen würde. (6)

Michael Ondaatje: Die Kunst des Filmschnitts Ein dreihundert-Seiten-Interview mit Walter Murch, dem Cutter von Apocalypse Now und Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Klingt rasend langweilig, ist es aber keineswegs. (Hier zitiert) (7)

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